Kammermusik der Romantik auf Originalinstrumenten
Julius Kosleck,1. Dezember 1825 in Naugard in Hinterpommern - 5. November 1905 in Berlin,
Sohn eines kinderreichen Invaliden aus den Freiheitskriegen wurde im Alter von acht Jahren an die für ihre spartanisch-strenge Zucht bekannte Militär-Erziehungsanstalt Annaberg geschickt und dort zum Trompeter ausgebildet. "Eine Jugend habe ich nicht gekannt, bin unter fremden Leuten groß geworden. Wenn ich andere Jungen sah, wie sie von ihren Eltern gepflegt und vor allen Kümmernissen im zarten Alter behütet wurden, da stieg in mir mitunter etwas wie Bitterkeit auf. Aber jener frühen Zeit verdanke ich eine der größten Lebensweisheiten-Entsagung und Selbstüberwindung".
Aus Max Chop "Julius Kosleck: Persönliche Erinnerungen" in Neue Militärmusikzeitung 29.03.1906
Von 1843-1853 war er Trompeter im Musikkorps des 2. Garde-Regiments zu Fuß in Berlin. Das
Musikkorps stand 51 Jahre unter der Leitung eines Meinberg, beginnend mit Johann Georg, der 1849
den Stab an seinen Bruder, Stabshoboist Gottfried Christian 1816-1894 übergab. Dieser führte das Korps zu einem so hohen Standard, dass Wilhelm Wieprecht (1802-1872), seit 1838 Direktor aller Musikkapellen des preussischen Gardekorps, das Musikkorps des 2. Garde-Regiments zusammen mit dem Musikkorps des Grenadierregiments Kaiser Franz auswählte um 1867 nach Paris zu fahren. Der Höhepunkt seiner musikalischen Karriere war der Wettbewerb für Militärkapellen auf der Weltausstellung dort. Vor einer Jury, bestehend aus Ambroise Thomas, Hans von Bülow, Félicien David und Léo Delibes, wetteiferten die berühmtesten Militärkapellen aus ganz Europa um die Ehre. Als Prüfungsstück musste die Ouvertüre zu „Oberon“ von Carl Maria von Weber aufgeführt werden. Er und seine vereinigten Kapellen spielten außerdem noch eine Fantasie aus der Oper „Der Prophet“ von Giacomo Meyerbeer und wurden einstimmig mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Ausser Kosleck
( von 1843-1853) spielte in diesen Militärkapellen auch Theodor Hoch, der 1867 den Preis als bester Solist in Paris erhielt. 1873 wurde das Musikkorps des 2. Garderegiments von Meinbergs Sohn Georg Friedrich übernommen und bis 1895 geleitet.
Nachdem ihm 1853 der Titel "Königlicher Kammermusikus" verliehen wurde beendete er vorzeitig seinen Militärdienst ( Eigentlich hätte er 12 Jahre dienen müssen) und wurde 1.Trompeter im Königlichen Orchester
der Oper in Berlin. Er war ein begeisterter Anhänger von Richard Wagner und bezeichnete die Aufführung von Beethovens 5. Sinfonie unter Wagner und seinen Besuch in Bayreuth zum Parsifal als die höchsten künstlerischen Momente seines Lebens. Zu Wagner, mit dem er auch persönlichen Kontakt hatte, sagte er:
"das war nicht nur der größte Dichter und Komponist, sondern auch der größte Dirigent. Ich habe doch alle die Kapellmeister von Ruf kennengelernt und zum größten Teil unter ihnen gespielt. Ach du lieber Gott, was wollen die gegen Richard Wagner! Der macht nicht solche Mätzchen wie die Anderen; aber wenn er den Taktstock führte, wußte ein jeder Orchestermusiker, dass ein Meister ihn leitete. Er gab nicht nur jeden Einsatz, mit seinen Blicken, seinen Mienenspielen, sagte er auch ganz genau, wie wir zu spielen hatten,-Wenn ich dagegen an Meyerbeer denke: Was war das für ein Getue! Und dabei das ewige Suchen in der Partitur, weil er den Faden verloren hatte".
Aus Max Chop "Julius Kosleck: Persönliche Erinnerungen" in Neue Militärmusikzeitung 29.03.1906
"Königliche Hofoper" Berlin
Ab 1870 unterrichtete Kosleck Trompete und Kornett am Heinrich Schmidt'schen Conservatorium der Musik in der Charlottenstraße 87. Von 1873 bis 1903 war er dann zunächst Lehrer und ab 1893 Professor für Trompete und Posaune an der Königlichen Akademie der Musik in Berlin. 1872 schrieb er die Große Schule für Cornet á Pistons und Trompete. Zitat aus der Schule "Das Geheimnis der Blechinstrumenten-Blasekunst aber besteht darin: den inneren Zusammenhang künstlerisch durchzufühlen, der zwischen dem Blasen und Singen besteht. Nur in dem Erfassen dieses wunderbaren Zusammenhangs in der Behandlung der rechten Tonmischung von Singen und Blasen lässt sich die Blasinstrumentenkunst mit Virtuosität betreiben", und der alte doppelseitige Charakter der Trompete, worin wir bereits den Alten nicht nachstehen, festhalten; denn mit Trompete bezeichnen wir heute das ehemalige Prinzipal-Blasen, das kriegerisch, klanghaft schmetternde; mit Cornet dagegen das ehemalige Clarin-oder Solo-, d.i. das gesanglich sanft und weichtönende Blasen".
Als typischer Vertreter seiner Zunft war er auch mit einem beißenden Humor ausgestattet, der sich gezielt gegen Nicht-Blechbläser richtete: "Diese Violinen mit ihrem Gekratze und Gequietsche! Das ist doch nur zur Hälfte Ton, das andere Nebengeräusch." Oder zu Cellisten "Schweineschlächter nenne ich sie...Das arme Tier zwischen den Beinen und darauf losgesäbelt." Als ein junger Mann ihm stolz von seinem Fagott erzählte, erwiderte er:"Fagott? wie kann einer Fagott oder Oboe studieren? Dieses Grunzen und quäkende Näseln. Haben sie schon einmal einen Engel mit Fagott gesehen? Alle blasen die Trompete."
Aus Max Chop "Julius Kosleck: Persönliche Erinnerungen" in Neue Militärmusikzeitung 29.03.1906
Allgemeine musikalische Zeitung. 25.09.1872
Große Schule für Cornet á Pistons und Trompete Leipzig 1872
Große Schule Seite 10, Nr. 10
Helen Barsby & Willi Budde
Kornett-Duett von Helens CD:
‘auf Kosleck’schen Spuren. rediscovering the music of Julius Kosleck’
Ein durchaus hilfreicher und moderner Ansatz aus der Großen Schule für Trompete und Cornet á Pistons
Orchesterstudien. Sammlungen wichtiger Stellen aus Tonwerken für Kirche, Theater und Konzertsaal für Trompete hrsg. von Julius Kosleck ca.1900.
Als Kornett-Solist bereiste Julius Kosleck Europa, Russland und die USA. 1861 tritt er im Kristallpalst auf, eine Rezension in "The Musical World" berichtet von 2 Kornett-Soli von Herrn Kosleck, "der sich als geschickter Instrumentalist erwies". Eine Woche später folgte ein weiteres Konzert an dem auch Pablo de Sarasate beteiligt war. Zu einem Solo-Auftritt in Berlin 1866 schreibt der Rezensent: "Eine erfreuliche Leistung bot Herr Kosleck durch den lieblichen Vortrag zweier Lieder auf dem Cornet á Pistons". Im Sommer 1868 reiste er für eine fünfmonatige Solotournee nach Pavlowsk und St. Petersburg. 1874 finden wir ihn in Kiel, Theodor Fontane schreibt in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg":"Mittwoch neuneinhalb morgens war ich in Kiel.Ich ging gleich nach Düsternbrook, mein erstes Seebad zu nehmen. Dort traf ich Kosleck, der die Kieler durch seine Konzerte in Aufregung gebracht hat, während er mit seinen Einnahmen weniger zufrieden ist..." 1876 spielt er mit dem Tivoli-Orchester seine eigenen Kompositionen "Aelplers Abschied" und "Romance". Im Rigaer Theater und Tonkünstler-Lexikon, Moritz Rudolph, 1890, steht zu lesen:"Seine Vorträge waren von höchster Accuratesse und technischer Abrundung, hielten sich aber gelegentlich nicht frei von Weichlichkeit".
14.November 1864, National-Zeitung
Aschaffenburger Zeitung
30.05.1870
Aschaffenburger Zeitung
31.05.1870
Würzburger Zeitung
01.06.1870
Aelplers Abschied 1873
Romanze für Kornett oder Posaune 1873
Auf der Alp (Große Fantasie) 1874
Concert-Arie 1874
Gruss an die Waldes Rose 1883
Russisches Zigeunerlied 1883
O du mein holder Abendstern aus Richard Wagners Tannhäuser für Kornett und Klavier
König Heinrichs Aufruf aus Richard Wagners
Lohengrin für Kornett und Klavier
Chr. Spindler Serenade Arr. Kosleck
Wilhelm Speyer Op. 31 Der Trompeter Arr. Kosleck
Das Heimweh Hilmar Schönburg Arr. Kosleck
Zusammen mit Wilhelm Finsterbusch, Schüler und späterer Kollege im Kaiser-Cornet-Quartett und selbst auch Kornett-Solist.
Le Cornet au Salon Transkriptionen und Fantasien für Kornett und Klavier (14 Stücke)
Von Willi's CD:
"Nicht für jeden"
Die Geschichte des Kornetts in Deutschland
Auf den Alpen 1884
Fantasie nach "Aelplers Abschied"
Wilhelm Herfurth 1825-1906
Concert-Scene
Theodor Michaelis 1831-1887
Heimathsklänge
Wilhelm Finsterbusch 1844-1914
Litauische Zeitung 1888
Von Willi's CD:
"Nicht für jeden"
Die Geschichte des Kornetts in Deutschland
Aus: Valve Brass Instruments, 200 Jahre Ventilblasinstrumente
Ernst Leberecht (Albrecht) Paulus 1839-um 1903 Berlin
Paulus kam 1857 nach Berlin und arbeitete für Julius Lemcke, bevor er 1866 dessen Geschäft übernahm. Seit 1874 belieferte er auch die Berliner Hofkapelle, in der Julius Kosleck spielte, mit Waldhörnern, Trompeten und Kornetten. 1878 baute Paulus für Kosleck ein Kornett, das heute im Musikinstrumenten-Museum in Berlin zu sehen ist. Die Gravur oberhalb des Zierkranzes lautet " Dem Königlichen Kammermusiker Kosleck am 18. Februar 1878 ". Am 24.02.1880 wurde er zum Hofinstrumentenmacher ernannt. Er vergrößerte seine Werkstatt, da er Großaufträge von insgesamt 23 Regimentern erhielt. Ab 1903 wurde sein Geschäft von Arthur Sprinz (1878-1939) weitergeführt.
" Berliner Modell "
( Das Mundrohr führt in das 3. Ventil und Hauptstimmzug und 1. Ventilzug sind parallel angebracht)
Aus: Katalog der Blechblasinstrumente
Musikinstrumenten-Museum Berlin
Allgemeine Zeitung 1906
Die Waldes Rose weist gleich mehrere Besonderheiten auf. In den Ausgaben von Koslecks Stücken ist die Kornettstimme immer transponierend notiert, so dass sich hier ein in As gestimmtes Kornett ergibt. Die Bezeichnung "Echo" in der Solostimme weist darauf hin, dass hier ein sogenanntes "Echo-Kornett" zum Einsatz kommen soll. Im Unterschied zu den sonst üblichen Echo-Cornets mit einem vierten Ventil, das die Luft in einen sordinierten Extra- Schalltrichter leitet hatte Kosleck 1870 zusammen mit dem Berliner Instrumentenbauer Wernicke ein spezielles "Echo-Ventil" entwickelt und auch patentieren lassen. Johann Friedrich Wilhelm Wernicke (1815-ca.1880) war ein ehemaliger Kollege Koslecks im 2. Garderegiment zu Fuß, der sich dann auf den Bau von Holzblasinstrumenten spezialisierte. Spätestens ab 1870 beschäftigte er aber auch einen Metallblasinstrumentenmacher. Bei der Gewerbeausstellung 1879 in Berlin hieß es: "Unter den Ausstellern von Blechblasinstrumenten ragt J.F.W.Wernicke hervor. Sie entsprechen in Bezug auf Sauberkeit der Arbeit und Reinheit des Tones den höchsten Ansprüchen..."
Amtsblatt für den Regierungsbezirk Arnsberg 1870
Aus: Herbert Heyde "Das Ventilblasinstrument" 1987
Zu Hören ist die Waldes Rose auf Helen Barsbys CD
‘auf Kosleck’schen Spuren. rediscovering the music of Julius Kosleck’, gespielt auf einem
Echo-Cornet von Antoine Courtois, Paris 1872.
Julius Kosleck gründete sein Cornet-Quartett 1870 und machte es zu einem der berühmtesten und erfolgreichsten Ensembles seiner Zeit. Er selbst war ein hervorragender Kantilenen- und Liederbläser, von seinen Mitspielern verlangte er, dass sie den Text der Lieder auswendig können mußten, nur so konnte seiner Meinung nach die Melodie richtig wiedergegeben werden. Der Kaiser selbst bewunderte das Quartett ob seines "vollendeten Zusammenspiels" und erhob es 1871 zum kaiserlichen Cornet-Quartett. 1872 nahm es unter dem Namen "Emperor Williams Household Cornet Quartet", am " World's Peace Jubilee and International Musical Festival " in den USA teil. Es folgte eine Tournee durch Deutschland, Schweiz, Schweden, Dänemark Österreich und Russland. Sowohl Kronprinz Friedrich Wilhelm als auch Kaiser Wilhelm II. waren begeistert von Julius Kosleck und seinem Quartett und die Kritiker überschlugen sich förmlich mit Lob. In den Sommermonaten der Jahre 1877-1880 spielte das Ensemble in Riga. Ein Bürger der Stadt trat an die Mitglieder mit den scherzhaften Worten heran: "Um Gottes Willen, bleiben Sie nicht länger in unserer Stadt, Ihr Spiel wirkt auf unsere Frauen und Mädchen so sinnverwirrend wie ehemals des Rattenfängers Spiel auf die Hamelner KInder". Am 12.Juni 1879 gab das Kaiser-Cornet-Quartett ein Wohltätigkeitskonzert für Emilio Wilhelm Ramsøe (1837-1895) in Riga vor über 1000 Zuschauern, die dem Ensemble "rauschenden Beifall zollten". Leider wurde die Gage am folgenden Tag gestohlen. Ramsøe komponierte insgesamt 6 Quartette für Blechbläser, die sich auch im Repertoire des Kaiser-Cornet-Quartetts wiederfinden, das 6. ist Julius Kosleck gewidmet.1894 komponierte Viktor Ewald (1860-1935), inspiriert von der Kunstfertigkeit und Virtuosität Koslecks ein Blechbläser-Quintett. Leider war es wohl zu anspruchsvoll für seine Mitmusiker, so dass er es umarbeitete in ein Streich-Quartett und damit sogar einen Preis gewann.
Cornet-Quartette für Sopran-, Alt-, Tenor- & Bass-Cornets Opus 17
Sammlung beliebter Volkslieder, Chöre und anderer Musikstücke von 1876
Die Jagd (von ihm auch komponiert) für Cornet-Quartett
Außerdem hat Kosleck, der sich sehr für alte Musik interessierte, noch folgende Stücke arrangiert:
Canzona von Florentio Maschera 1593 für Quintett; Sopran (auch in Es), Alt in Bb, 2x Tenor und Bass
Canzona Nr.2 von Florentio Maschera 1593 für Quartet
Sonate von Giovanni Gabrieli 1597 für Doppel-Quartett
Quadricina von Gottfried Reiche für Quartett 1690 (Sopran auch in Es)
Der Erfolg des Kaiser-Cornet-Quartetts führte dazu, dass diese Ensembleform über ca. 50 Jahre die beherrschende war, bis dann das Blechbläser-Quintett übernahm. Allein in den USA gab es gegen 1900 etwa 70 professionelle Quartette. Auch Arrangements und Sammlungen schossen wie Pilze aus dem Boden, im Folgenden eine kleine Auswahl:
Kornett-Quartett-Sammlung (Vortragsstücke für alle Gelegenheiten) Band I + II von Hans Hoffmann (52Stücke)
Nordische Klänge Cornet-Quartett-Sammlung Band I, II und III von P. Stahl (21 Stücke)
Kornett-Quartette von H.Löser (55 Stücke)
Sopran-Cornet-Quartets Serie I bis Serie V von Theodor Hoch (41 Stücke)
Kornett-Quartette in 3 Bänden (192) von Carl Höhne (Nachfolger von Kosleck) (74 Stücke)
Blas-Quartette von Richard Stegmann ( mit Koslecks Original Stück "Jagdfantasie" (47 Stücke)
Ständchenheft "Hannovera" von Albert Krause (150 Stücke)
The Excelsior Brass Quartette Album von Paul de Ville (USA) (59 Stücke)
Brass Band Quartets von F.X.Diller (USA) (8 Stücke)
Brass Band Quartets von D. Müller (USA) (31 Stücke)
Sacred Brass Quartet Album von Harry Prendiville (USA) (15 Stücke)
Die Koslecksche Sammlung allerdings zeichnet sich dadurch aus, dass für fast alle Stücke der Lied-Text angegeben ist und dass die Arrangements viele Solo-Einleitungen, Kadenzen und Überleitungen enthalten während die meisten anderen Sammlungen nur eine Aneinanderreihung der Strophen sind.
Die Bass-Stimme mit großer
Kadenz
Tenor-Stimme
Die Sopran-Stimme mit Text
Probe der "Letzen Rose", Nr.1 der Cornet-Quartette (Op.17) für die CD von
Helen Barsby ‘auf Kosleck’schen Spuren. rediscovering the music of Julius Kosleck’
Helen spielt ein Kornett in Bb von Ferdinand Sydow,
Willi spielt ein Kornett in C von Ernst Leberecht Paulus, beide gegen 1880 in Berlin gebaut.
Am Alt-Kornett. gebaut von Paul Mücke um 1900 in Magdeburg
Rüdiger Meyer.
Das Bass-Kornett ist gebaut um 1870 in Berlin von Carl Wilhelm Moritz
und gespielt von Gabor Jakab.
Für die Besetzung seines Quartetts rekrutierte Kosleck Kollegen aus seinem Orchester und Studenten. 1872 waren das ausser ihm selbst die Herren Philipp, Senz und Deichen. Die Tatsache, dass Senz im
selben Jahr im Festspielorchester in Bayreuth die Basstrompete spielte, läßt vermuten, dass er auch im Quartett die tiefste Stimme, das Bass-Kornett bediente. In einem Programm von 1875 ist er durch Herrn Richter ersetzt. 1877 ist Senz zurück, diesmal aber wahrscheinlich nicht am Bass, denn es spielt Otto Brucks mit und der ist ein Posaunenschüler von Kosleck. Es ist also durchaus möglich, dass das Bass-Kornett / die Basstrompete, früher von Trompetern gespielt, in dieser Zeit zu den Posaunisten rüberwechselte. Am Alt, also der zweiten Stimme finden wir Wilhelm Finsterbusch, ebenso Schüler von Kosleck. 1883 ist Brucks ersetzt durch Hugo Gerlach, auch ein Posaunenschüler Koslecks,der dann auch Koslecks Kollege im Orchester wurde. 1889 spielen die Herren Kosleck, Königsberg, Stein und Gerlach. Als Kosleck 1890 aus dem Quartett ausstieg, übernahm sein Kollege Robert Königshoff die Leitung. Auch Carl Höhne, ab 1903 Koslecks Nachfolger an der Königlichen Akademie der Musik in Berlin, spielte im Kaiser-Cornet-Quartett.
1907 ist das Kaiser-Cornett-Quartett erwähnt in der "Phonographischen Zeitung". Es wurden 2 Weihnachtslieder auf Schellack aufgenommen: "Stille Nacht, heil'ge Nacht" und "Vom Himmel hoch". Die Besetzung ist: Königsberg, Roscher, Finke und Krüger. 1908 wird aufgenommen "Waldabendschein" , "Wie berührt mich wundersam","Altdeutscher Reitergruß" von Lazarus Und "Die Jagd" ( die wohl einzige Originalkomposition für Quartett von Julius Kosleck).
Die Besetzung: R. Königsberg Kgl.Kammermus., G. Roscher Kgl.Kammermus., F.Finke und W.Carlsen Kgl. Hofoper
Die Kölner Volkszeitung schreibt im Juli 1900 über das Quartett: "In der Flora konzertirte am Sonntag das "Kaiser-Cornet-Quartett" aus Berlin... Der Gründer und damalige Leiter, Professor Kosleck hat sich inzwischen zur wohlverdienten Ruhe gesetzt. Sein Nachfolger an der Kgl. Hofoper, der rühmlichst bekannte Cornet á Pistons-Virtuos und Kgl. Kammermusikus R. Königsberg, der seiner Zeit Mitglied dieses Quartetts war, steht jetzt an der Spitze desselben. Die Instrumente, deren sich die vier Herren bedienen, sind wahre Prachtstücke; sie sind in der Fabrik des Hofinstrumentenmachers F. Schediwy in Ludwigsburg in Württemberg aus Silber gefertigt und auf der letzten Ausstellung in Stuttgart prämiert worden. Sie stehen in B und Es und dürften an leichter Ansprache in der Höhe wie in der Tiefe, sowie in allen Tonstücken und an Wohllaut kaum ihresgleichen haben. Die vier Künstler behandeln dieselben technisch mit voller Meisterschaft. Was das Musikalische anbelangt, Phrasirung, Präzision und dynamische Ausmalung, so ist das Cornet-Quartett so eingespielt, wie das beste Streich-Quartett, und in der Klangschönheit wetteifert es mit dem besten Männer-Quartett. Auf dem Gebiet des Männer-Quartetts feiern die Herren denn auch ihre größten Triumphe. Unter anderen bliesen sie den sogen. Kasseler Einstunden-Chor "Der Reiter und sein Lieb" von Edw. Schulz und das bei dem Kasseler Wettstreit gehörte Schmölzersche Preislied "Waldabendschein" unübertrefflich schön.
Wenn man auch den Text nicht hörte... so entschädigte dafür die Unberührtheit des Tones, die Intaktheit des melodischen Flusses.
Das Programm enthielt aber auch Originalkompositionen, wie das Präludium von Ramsoe und eine recht effektvolle Konzertpolka "Die Teufelszunge", ein Gegenstück zu dem Tartinischen Teufelstriller, bei deren solistischer Ausführung der Primarius, Kgl. Kammermusikus Königsberg, eine kaum glaubliche Zungenfertigkeit hören ließ. Der stürmische Beifall, der jeder einzelnen Leistung auf dem Fuße folgte,
veranlaßte die unermüdlichen Herren stets zu einer Zugabe..."
Coburger Zeitung vom 15.07.1900
Aus einem Katalog von Franz Schediwy um 1900.
Neben Robert Königsberg steht Carl Höhne.
Das Königl. Orchester der Oper in Berlin wurde von mehreren Metallblasinstrumentenmachern beliefert und es liegt nahe, dass diese Instrumente auch im Kaiser-Cornet-Quartett Verwendung fanden. Zu nennen wäre da Carl Wilhelm Moritz, dessen Vater mit Wilhelm Wieprecht zusammen die Tuba erfunden hatte und der für Richard Wagner sowohl Wagner-Tuben als auch eine Basstrompete entwickelt hat. Der oben erwähnte Ernst Leberecht Paulus gehörte ebenso dazu wie Franz Schediwy, der eine Dependance in Berlin unterhielt und dessen Kreuz-Kornett um 1900 begeistert aufgenommen wurde. Typisch für Berlin war die sogenannte "Berliner- oder Potsdamer-Bauweise", bei der das Mundrohr in das 3. Ventil führte und Hauptstimmzug und der Stimmzug des 1. Ventils parallel angeordnet waren.
Die Besetzung:
1. Stimme oder Sopran: Kornett in B ( bei Maschera und Reiche auch Kornett in Es)
2. Stimme oder Alt: Kornett in B ( bei den Quartetten von Emilio Wilhelm Ramsøe 1837-1895 auch Trompete in F,
wobei nicht ganz klar ist, ob diese auch benutzt wurde. Die Möglichkeit hätte es gegeben, noch
war die tiefe F-Trompete auch Orchester- instrument, Koslecks Schule ist ausdrücklich für Cornet á Pistons und Trompete in F).
3. Stimme oder Tenor Alt-Kornett in Es oder Tenorhorn ( Ramsøe)
4. Stimme oder Bass Bass-Kornett oder Tuba ( Ramsøe)
Die Bezeichnungen für die Instrumente in dieser Zeit sind nicht einheitlich, das Alt-Kornett wurde auch Alt-Horn ( nach der Bauweise) oder Tenor-Horn (nach der Funktion) genannt, ebenso auch Basstrompete in Es oder Alt-Horn in Trompetenbauweise. Ein ähnliches Durcheinander herrschte auch beim Bass. Bass-Kornett, Basstrompete, Tenorhorn in Trompetenform, Bass-Flügelhorn sind einige der Namen für ein und dasselbe Instrument.
Solo-Instrument ist ein Kreuzkornett, Modell Schediwy, angefertigt von Leopold Mitsching Elberfeld um 1900
Moritz versorgte auch die ehemalige Militärkapelle Koslecks mit Instrumenten.
Das Kornett-Quartett im Cerveny-Katalog
Aus einem Cerveny Katalog
Aus "East meets West" Edward H.Tarr
The historical Brass Society Series Nr.4
2003
Matrosen-Polka (1859)
Geschwind-Marsch Victoria Luise
Abendklänge Nocturne Opus 3 (1864)
Theodor-Quadrille á la Cour Opus 4 seinem Freunde Th. Guiremand gewidmet
Des Polen Heimweh Reverie Opus 5
Des Hirten Abendlied Opus 7
In der Einsamkeit Idylle Opus 9 (1868)
Die Neue Berliner Musikzeitung schreibt 1871:
"Der Oktober wurde eingeleitet durch die Vorführung eines höchst interessanten Instrumentes, das aufzufinden den Bemühungen des königl. Kammermusikers Herrn Kosleck, des vortrefflichen Cornet-Virtuosen, auf einer Reise in Süddeutschland, zu danken ist. Dasselbe ist nämlich nichts geringeres, als eine jener alten Trompeten, mit denen die alten Kirchen-Componisten, so weit sie volles Orchester zu ihren Weken verwendeten, denn selben jenes brillante Colorid zu geben verstanden, dessen Mangel durch die Verwendung moderner Blechinstrumente nach Aussage von Autoritäten heutzutage nicht ersetzt werden kann. Man glaubte fast, jede Spur dieser alten Trompeten sei vom Erdboden vertilgt, denn es hat bis jetzt nicht gelingen wollen, auch nur ein einziges Exemplar jener Species aufzufinden, und es ist dessalb doppelt dankenswerth, dass der Besitzer dieser Rarität, der Antiquitätensammler Herr Metz in Heidelberg, diesselbe Herrn Kosleck behufs eingehenderen Studiums leihweise überlassen hat. Das seltene Instrument ist ein etwa 4 Fuß (1,22 Meter) langes, von der Stürze bis zum Mundstück konisch zugespitztes messiogenes Rohr ohne Windung, also von der denkbar einfachsten Form, wie sie in den primitiven Naturinstrumenten der Bewohner unserer Gebirgsländer noch heute zu finden ist. Die Stimmung dieses Instrumentes ist nin Bb, durch einen ebenfalls 4 Fuß langen und gerad gestreckten Aufsatz wird jedoch die alte D-Trompete Bachs und Händels hergestellt, mit Hülfe deren den zeitgenössischen Trompetern in den Kirchenmusiken jener Tonmeister all die Aufgaben leicht ausführbar waren, die von unseren heutigen Blechbläsern wie die Todsünden gehasst werden, weil an ihrer Ausführung selbst hochvirtuose Leistungen zu schanden werden. Herr Kosleck blies den in der Sitzung Anwesenden die Trompete in Bb- und D-Stimmung vor und jedermann war erstaunt über die Leichtigkeit der Ansprache selbst bis öber die Hälfte der 3 gestrichenen Octave hinaus. Obschon das Instrument ohne jede Spur von technischem Hülfsmittel ist, also weder Löcher, wie etwa die Flöte, oder Ventile wie das Cornet aufweist, ja selbst unter Ausschluss der Möglichkeit, durch Stopfen die Tonhöhe zu alterieren-schon bei 4 Fuß Länge ist diese Möglichkeit ausgeschlossen- vermochte Herr Kosleck die ganze diatonische Scala vollendet rein anzublasen, und sowohl in der Cantilene wie in Passagen, ja selbst auch im Triller erwies sich der Fremdling aus alter Zeit dienstwillig den an ihn gestellten Anforderungen."
Laut einem Bericht der Neue Musikzeitung Berlin vom 29.05. 1872 wurde dieses Instrument nach London geschickt zu einer Ausstellung von seltenen altertümlichen Musikinstrumenten. Kosleck ließ sich ein solches Instrument von Johann Friedrich Wilhelm Wernicke nachbauen um während dieser Zeit auf ihm üben zu können. In einem Briefwechsel zwischen der Redaktion des "Echo Musical" in Brüssel und Herrn Otto Lessmann wurde über das Können Koslecks und seiner "historischen" Trompete kontrovers diskutiert. Möglicherweise hat Wernicke dieses Instrument mit Ventilen versehen, denn als Kosleck in den 1880er Jahren auf der 4 Fuß "Bachtrompete" konzertiert, ist sie mit 2 Ventilen ausgerüstet. Diese Länge sorgte auch dafür, dass Kosleck seine geliebten Naturtriller ausführen konnte. Zitat aus seiner Schule für Trompete:
Kosleck war sehr interessiert an der verloren gegangenen Kunst der Clarinbläser der Barock-Zeit und kannte Johann Ernst Altenburgs "Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter-und Paukerkunst" von 1795. Am 28. September 1884 spielte er Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe an der 1. Trompete in Eisenach unter Joseph Joachim, 1885 in der Londoner Royal Albert Hall zu Bachs 200. Geburtstag und 1888 in Wien unter Hans Richter.Teile des Weihnachtsoratoriums, der Messias und auch die D-Dur Suiten Bachs gehörten zu seinem Repertoire.
The Acadamy 1885
"Bachtrompete" ist eine immer noch gebräuchliche falsche Bezeichnung für eine hohe Trompete, die bei modernen Aufführungen von Barockmusik verwendet wird. Ursprünglich bezog sich der Begriff auf eine gerade Trompete in A (eine Quinte höher als die barocke Trompete in D und einen Halbton tiefer als die moderne B-Trompete) mit zwei Ventilen; ein solches Instrument wurde erstmals von dem Berliner Trompeter Julius Kosleck im September 1884 in Eisenach eingesetzt. Er spielte es auch am 21. März 1885 bei einer historischen Aufführung von Bachs h-Moll-Messe in der Royal Albert Hall in London, wobei Walter Morrow und John Solomon die zweite und dritte Stimme auf normalen Instrumenten spielten. Koslecks Trompete wurde als B/A-Trompete beschrieben und besaß eine Posthornbohrung (konisch). Auch das Mundstück war tief konisch. Morrow und Solomon ließen sofort solche Instrumente anfertigen (sie wurden offenbar von Silvani & Smith aus Frankreich importiert), obwohl ihre Instrumente die übliche zylindrisch-konische Trompetenbohrung hatten und mit einem normalen Trompetenmundstück gespielt wurden. Morrow setzte sein Instrument erstmals beim Leeds Festival 1886 ein; Solomons Instrument ist noch erhalten.
Artikel von Edward H. Tarr
Aus: Neue Berliner Musikzeitung 1885
24 March 1885
No details of the programme are recorded.
Eight instrumentalists are named: violins Josef Joachim, Emil Mahr; violas Josef Ludwig, Hermann Heydrich; cello Carl Zeisberg*; double bass James Haydn Waud; oboe A Peisel; trumpet Julius Kosleck.
Julius Kosleck was in England to play at Joachim’s suggestion in Bach’s B-minor Mass on the bicentenary of the composer’s birth on 21 March 1885 at the Albert Hall in London.
in Bb + in A Länge:
3,83 Fuß bis 4 Fuß 59 ca
1,17 Meter bis1,40 Meter
"Herr Julius Kosleck zeigte uns Sonnabend, dass die alten Trompetenpassagen so spielbar sind wie einst. Er bringt mit Leichtigkeit ein hohes D hervor, kann trillern und steht unseren besten Flötisten in der Reinheit der Töne des oberen Registers in nichts nach. Mit seinem langen, geradem Instrument gelingen ihm all jene Taten, die die Helden am 1. Kornett in unseren Militärkapellen in ihren "Staccato-Polkas" und dergleichen Grausamkeiten... hinbekommen."
George Bernard Shaw im "Dramatic Review" 28. März 1885
Die Öffentlichkeit wurde von Journalisten zu der Annahme verleitet, die „Bachtrompete“ sei eine Nachbildung der ventillosen Trompete aus Bachs Zeiten, obwohl W.F.H. Blandford mit Unterstützung von Morrow einen Artikel veröffentlichte, der diesen Irrtum gründlich entlarvte. Die gerade „Bach-Trompete“ in B/A wurde außerdem verworfen, sobald noch kürzere Trompeten in D hergestellt wurden, ebenfalls in gerader Form, aber mit drei Ventilen. Die erste wurde 1892 von Mahillon hergestellt. Schon vorher, 1885, hatte Besson aus Paris eine Trompete in hohem G für die Pariser Teste für eine Aufführung von Bachs Magnificat gebaut, und V.C. (nicht Barthélémy) Mahillon soll ein Jahr später eine so genannte „Piccolo-B-Bach-Trompete“ erfunden haben.
Aus: Neue Würzburger Zeitung 23.08.1889
1894 wurde seine Idee von der Firma Schopper in Leipzig aufgenommen und eine 3 ventilige Langtrompete gebaut, die sogenannte "Engelstrompete". Sie wurde vor allem als Showelement in Militärkonzerten eingesetzt.
Engelstrompete von Richard Gruber Adorf Anfang 20.Jahrhundert
in F Länge:
2, 78 Fuß
0,85 Meter
in Bb + in A Länge
4 Fuß 36 bis 4 Fuß 98
1,33 Meter bis 1,52 Meter
Gegen Ende der 1880er Jahre verließ Kosleck das Kaiser-Cornet-Quartett und gründete ein großes Blechbläserensemble, den Bläserbund. Dafür wurde ein Kornett-Quartett ergänzt um ein Sopran-Cornet in Es, auch Piccolo genannt, 2 Tenorstimmen und 2 Bass-bzw Tubastimmen. Bei Märschen und großen festlichen Stücken kamen noch 4 Fanfaren und Pauken dazu. Die Besetzung variierte je nach Stück und die Stimmen waren auch mehrfach besetzt. Die Fanfaren waren so gesetzt, dass sie bei den weitaus meisten Stücken ventillos gespielt werden konnten, ganz nach Koslecks Ideen von der heroisch ritterlichen Trompeter- und Paukerkunst. Es gab Auftritte bei großen Veranstaltungen wie Kaisergeburtstag, Staatsempfänge, Gedächtnisfeiern und die Eröffnung des Reichstages 1893.1909 komponierte Richard Strauss "Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniterordens" für den Bläserbund, mittlerweile unter Leitung von Ludwig Plaß, der seit 1893 erster Posaunist der Königlichen Kapelle war. 1905 wurde Plaß Nachfolger von Julius Kosleck als Leiter des Bläserbundes und der Bläser-Hofmusiken. 1926 wurde der Bläserbund vom Militärmusikinspizienten Prof. Grawert geleitet.
Zur Militair-Musik
Seit Vielen Jahren damit beschäftigt, den historischen Verlauf der Militair-Musik zu erforschen, hat mich vor Allem die Zeit gefesselt, in welcher das erste deutsche Kaiserreich blühete, dessen Kaiser, Fürsten und Rittermit hohem Glanze zu uns sprechen. Und wenn wir diese Sprache recht verstehen, so möchte an uns die Frage herantreten, welcher Art muss die Musik gewesen sein, bei welcher jene mächtigen Kaiser, umgeben von Fürsten und Rittern, in ihren glanzvollen Rüstungen erschienen? Bei welcher ihre Kämpfe und ritterlichen Spiele sich vollzogen?
Zu allen Zeiten haben die verschiedensten Völker eine eigene, aus dem innersten Wesen nachgebildete Musik besessen, und so finden wir auch in der vorerwähnten einen Zweig der Musik ausgebildet, in welcher sich dieser Glanz der Ritterzeit wiederspiegelt.
Es ist die reine Trompeten-Musik, die jener Zeit eigen war, und in der That, mit dieser Kunstfertigkeit ausgeführt, mit welcher dies von den damaligen Trompetenbläsern geschah, lässt sie uns erkennen, wie hoch und hehr die Kaiser in der Umgebung von Fürsten und Rittern, sowohl im Kampfe wie bei hohen Festen erschienen. Die Trompetenbläser jener Zeit standen aber auch wegen ihrer Kunst bei Kaiser und Fürsten in hohem Ansehen.
Kaiser Siegismund verlieh ihnen im Jahre 1430 das Recht, die Trompete allein blasen zu dürfen, demnach sie von den anderen Musikern streng abgeschlossen eine Kameradschaft bildeten, in welcher darauf Bedacht genommen war, Schönheit, Glanz und kühne Entschlossenheit zu entwickeln.
Wie hoch diese Kunst anerkannt war, geht unter Anderem daraus hervor, dass der Kurfürst von Sachsen, als Erzmarschall des deutschen Reiches das Oberaufsichts- und Schutz-Recht in der Kameradschaft ausübte, und am Anfange des 18.ten Jahrhunderts ein Herzog von Sachsen-Weimar, welcher zu seinem Vergnügen Trompete blies, sich in die Kameradschaft aufnehmen liess.
So finden wir diese schöne Kunst mehrere Jahrhunderte hindurch mit der Grösse und Macht des Reiches eng verbunden, bis mit dem Niedersinken des Deutschen Reiches auch sie versiegte und bis auf den heutigen Tag entschlummert ist.
Es fehlen die Trompetenbläser jener ritterlichen Zeit, und hohe Zeit ist es, sie erstehen zu sehen, denn: gross und mächtig sehen wir abermals das deutsche Reich und hoch und hehr strahlet uns ein erhabenes Kaiserhaus.
In der Berliner Staatsbibliothek befindet sich eine vom Berliner Verleger Eduard Anecke 1896 herausgegebene Notensammlug, die den Vermerk trägt "Geschenk von Fräulein Klara Kosleck, Neubabelsberg". Koslecks Tochter hatte ja schon das Kornett ihres Vaters verschenkt und es ist davon auszugehen, dass diese Sammlung ein Teil dieses Geschenks war. Sie besteht aus 3 sogenannten "Abtheilungen", die wiederum aufgeteilt sind in "Lieferungen", die aus verschiedenen Stücken bestehen, die von Julius Kosleck entweder komponiert oder aber arrangiert sind.
Das Inhaltsverzeichnis:
I. Abtheilung: Aufzüge, Fanfaren, Märsche für mittelalterliche Trompeten (Signal-Trompeten) und Pauken
1. Lieferung: 1. Kaisergruß
2. Kaiser-Wilhelm-Fanfare
3. Der Garde-Husar-Trab-Marsch
2. Lieferung: 4. Turnier-Marsch
5. Fest-Fanfare
6. Trab-Marsch (Was kommt dort von der Höh')
3. Lieferung: 7. Altdeutscher Rundgang
8. Aus dem Kriegslager, Aufzug (Mantellied)
9. Trab-Marsch
4. Lieferung: 10. Armee-Marsch Nr.1 (Krause)
11. Pappenheimer-Marsch
12. Stecho-Marsch
5. Lieferung: 13. Kaiser Wilhelm Aufzug mit dem Lied: Deutschlands Kaiser, groß und mächtig
14. Husarenlied "Was reiten die husaren so fröhlich hinaus"
6. Lieferung: 15. Gebet "Ich bete an die Macht der Liebe" von Dimitri Bortnianski
16. Abendruhe (Retraite)
7. Lieferung: 17. Im Lager Kaiser Barbarossas-
Feldstück der heroisch ritterlichen Trompeter-und Paukerkunst
8. Lieferung: 18. Langsamer Marsch von Mangner
19. Einholungs-Marsch von J.H.Krause
20. Alter Reiter-Marsch
9. Lieferung: 21. Auf der Wartburg (Trompeter in der Christnacht)
22. Burgunf-Fanfare
10.Lieferung: 23. Zieten aus dem Busch Feldstück für mittelalterliche Trompeten und Pauken
II. Abtheilung: Historische Armee-und Parademärsche, neu instrumentiert mit besonderer Berücksichtigung derTrompeten und Pauken nach älterem Gebrauch
1. Lieferung: 1. Marsch Friedrich der Große
2. Torgauer Marsch
3. Coburger Marsch
2. Lieferung: 4. Kesselsdorfer Marsch
5. Marsch der russischen Kaisergarde Regiment Preobrajenski
6. Altpreußischer Parade-Marsch Nr.2
3. Lieferung: 7. Altpreußischer Parade-Marsch Nr.3
8. Rheinströmer Marsch
9. Marche des Chevaliers de L'Ordre des Seraphins en Suede
4. Lieferung: 10. Altpreußischer Parade-Marsch Nr.4
5. Lieferung: 11. Marsch von Beethoven
6. Lieferung: 12. Alonzo e Cora Marcia von Simon Meir (1763)
7. Lieferung: 13. Hohenzollern-Triumph-Marsch
8. Lieferung: 14. Altpreußischer Parade-Marsch Nr.1 Arr. von Meinharrdt
15. Geschwind-Marsch von Baron E. von Korff
9. Lieferung: 16. Altpreußischer Parade-Marsch Nr.5
10.Lieferung: 17. Marsch der Oliopol'schen Husaren
18. Marsch aus der Zeit Friedrich des Großen
11. Lieferung: 19 Alter Marsch genannt der "Zorndorfer"
20 Der Hohenfriedberger-Marsch
von der CD:
‘auf Kosleck’schen Spuren. rediscovering the music of Julius Kosleck’
Aus: Berliner Börsen Courier 1896
III. Abtheilung: Instrumentalsätze aus alter Zeit
1. Lieferung: 1. Canzona von Florentina Maschera 1593
2. Lieferung: 2. Canzona Nr.2 von Florentina Maschera 1593
3. Lieferung: 3. Sonata von Giovanni Gabrieli 1597
4. Lieferung: 4. Quatricinia von Gottfried Reiche 1690
5. Lieferung: 5. Volkshymne Heil dir im Siegerkranz
6. Choral "Ein' feste Burg ist unser Gott"
7. Choral "Nun danket alle Gott"
6. Lieferung: 8. "Hoch thut euch auf" Chor von Gluck
7. Lieferung: 9. Reigen seeliger Geister von Gluck
10. Seht er kommt mit Preis gekrönt- Chor von Händel aus Judas Maccabäus
8. Lieferung: 11.Welche Schönheit, welche Majestät Chor aus der Oper "Iphigenie in Aulis" von Gluck
12. Gebet fürs Vaterland- Chor von Henri Mehul 1763
9. Lieferung: 13. Gebet für den Kaiser
14. "Lieblich hat es sich gesellet" Altdeutsches Lied.
Hofer Tageblatt 1888 mit einem etwas skeptischeren Blick auf das zu Erwartende.
Weitere Ausgaben, die sich nicht in der Sammlung befinden sind:
Erinnerung an Perderhof Geschwind-Marsch
Deutsche Kaiserhymne (Text von Prof, F.A.Maerker)
Aus "Festfanfaren für mittelalterliche Trompeten und Pauken" (erschienen zwischen 1890 und 1893:
Fest-Fanfare
Moderato aus der Zeit Friedrich des Großen
Hier schließt sich nun der Kreis des Julius Kosleck; Vom Militärmusiker über den Kornett-Solisten, vom Orchester- und Kammermusiker und Bach-Spezialisten zum patriotischen Bläserbund, mit dem er seine Idee von der ritterlichen Trompeterkunst verwirklichen konnte.
"Einen glühenderen Patrioten und treueren Christen als Kosleck hat es kaum gegeben. Seine Kunst stand im Dienste Gottes, seines Kaisers und seines Vaterlandes."
Aus Max Chop "Julius Kosleck: Persönliche Erinnerungen" in Neue Militärmusikzeitung 29.03.1906
Zitieren wir am Schluß noch einmal Bruno Garlepp, nach eigener Aussage
"treuer Freund" Julius Koslecks:
"Kosleck erreichte ein hohes Alter, denn er starb erst am 5.November 1905, ohne schweren Kampf. Sein Kaiser ließ ihn mit hohen Ehren Begraben wie einen Großen der Kunst. Der dankbare Bläserbund errichtete am Grabe seines Meisters ein schönes Denkmal mit Medaillon-Porträt, und der Schreiber dieser Zeilen rief dem treuen Freunde über das Grab nach:"
Mit klingendem Spiel (Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Militärmusik e.V.
East Meets West The Russian Trumpet Tradition Edward H.Tarr (HBS)
Das Ventilblasinstrument Herbert Heyde ( Breitkopf & Härtel)
Friedel Keim Das große Buch der Trompete
Valve Brass Music 200 Jahre Ventilblasinstrumente (nicolai)
Herbert Heyde Musikinstrumentenbau in Preussen (Hans Schneider)
Münchener DigitalisierungsZentrum Digitale Bibliothek
Bruno Garlepp Die Geschichte der Trompete nebst einer Biographie Julius Koslecks
Julius Kosleck has now come full circle; from military musician to cornet soloist, from orchestral and chamber musician and Bach specialist to patriotic brass band, with which he was able to realize his idea of the knightly art of the trumpeter.
From Max Chop “Julius Kosleck: Personal Memories” in Neue Militärmusikzeitung 29.03.1906
Let us quote Bruno Garlepp again at the end, according to his own statement
“faithful friend” of Julius Kosleck: